Interview mit Alex und Philipp im Magazin Bauen und Wohnen
Herr Kind, in den warmen Monaten wird der Garten zum Wohnzimmer im Freien. Wie muss ein Garten aus Ihrer Sicht aussehen, um gemütlich zu wirken?
Gemütlichkeit entsteht nicht durch Perfektion, sondern durch Atmosphäre. Ein Garten darf Ecken und Kanten haben – wichtig ist, dass man sich wohlfühlt. Ein Mix aus Natur und Struktur wirkt einladend: zum Beispiel eine lauschige Sitzecke im Halbschatten, umrahmt von Gehölzen und blühenden Stauden, kombiniert mit einem geschwungenen Weg, der zum Erkunden einlädt. Auch verschiedene Ebenen und Materialien – wie Holz, Naturstein oder Kies – schaffen Spannung und Harmonie zugleich.
Wie sieht ein ausgewogener Leistungsmix aus?
Ein guter Garten ist das Ergebnis von Planung, Handwerk und Pflege. Der Leistungsmix sollte individuell auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt sein. Dazu gehören:
Gestaltungskompetenz – also eine kluge Raumaufteilung mit funktionalen und ruhigen Zonen.
Fachgerechte Ausführung – z. B. bei der Bodenbearbeitung, beim Pflanzkonzept oder beim Bau von Sitzgelegenheiten Mauern Wegen und Wasseranlagen.
Pflegekonzept – damit der Garten langfristig Freude macht, ohne zur Belastung zu werden.
Welche Elemente sind aus Ihrer Sicht besonders geeignet, Ruhe und Behaglichkeit in den Garten zu bringen?
Ruhe entsteht durch Wiederholungen, natürliche Materialien und organische Formen. Besonders geeignet sind:
Wasserflächen oder Brunnen mit leisem Plätschern.
Sanfte Farben in der Bepflanzung – Lavendel, Ziergräser, Hortensien.
Sitzplätze und kleine Rückzugsorte aus Naturstein oder Holz.
Sichtschutzlösungen, die optische Reize sanft abfangen.
Ein Garten muss nicht überladen sein – oft ist weniger mehr.
Wie kann Wasser als Wellnessoase und als Lebensraum für Tiere kombiniert werden?
Ein Garten mit Wasser bietet sowohl Erholung für den Menschen als auch Lebensraum für Insekten. Ein gut geplanter Schwimmteich mit Regenerationszonen erfüllt beide Zwecke.
Die Lösung liegt in der Zonierung:
- Ein Bereich mit klarem, sauberem Wasser fürs Baden oder zum Sitzen am Ufer
- Angrenzende Flachwasserzonen mit Sumpfpflanzen, die Lebensraum für Libellen und Insekten bieten
So entsteht ein ökologisches Gleichgewicht, das ohne Chemie auskommt und gleichzeitig Erholung und Biodiversität fördert.
Schwimmteich und Naturpool: Was unterscheidet die beiden – und wie sieht es mit dem Pflegeaufwand aus?
Beide Varianten verzichten auf chemische Zusatzstoffe, setzen aber auf unterschiedliche Konzepte:
Der Schwimmteich ist stärker an natürliche Gewässer angelehnt. Er kombiniert Schwimmbereich und Regenerationszone mit Pflanzen.
Der Naturpool trennt Technik und Biologie – mit klaren Linien, Filtersystemen, oft moderner Architektur und benötigt nicht zwingend eine Bepflanzung
Wie viel Platz sollte man für einen Schwimmteich oder Naturpool einplanen?
Das Wasser im Garten macht Freude bei einer klugen Zonierung und Platzierung.:
Der Schwimmteich verlangt als Faustregel auf Grund der natürlichen Bauweise eine Aufteilung von 50% Schwimm- und 50 % bepflanzten Regenerationszone.
Der Naturpool kann durch die meist moderne architektonische Bauweise, wie bei herkömmlichen Pools, und der unabhängigen Technik auch auf kleineren Baugrundstücken sehr gut realisiert werden.
Es geht auch kleiner und spezieller.
Ein Badebrunnen ist eine spannende Lösung für kompaktere Gärten oder für Menschen, die bewusst reduziert gestalten möchten. Er ist deutlich kleiner, oft kreisrund oder rechteckig, architektonisch klar gestaltet – und kann mehrfach genutzt werden: zum Abkühlen an heissen Tagen, als Gestaltungselement im Garten und beim Gartenfest zum Kühlen der Bierkiste!
Ein Badebrunnen zeigt, dass man auch mit wenig Platz Grosses bewirken kann.
Ein Garten braucht auch Pflege: Welche Massnahmen sind im Frühling wichtig?
Im Frühling wird der Grundstein für das Gartenjahr gelegt. Dazu gehört:
Pflanzbeete – Bepflanzungen mit Kompost oder Mulch aufwerten
Rückschnitt –Stauden und Gehölze zurückschneiden
Rasenpflege – vertikutieren, aerifizieren, nachsäen, düngen.
Jetzt ist auch der ideale Zeitpunkt, um Strukturen wie Wege, Zäune oder Sichtschutzanlagen zu prüfen und gegebenenfalls zu erneuern.
Welche Pflanzen sind aus Ihrer Sicht zu bevorzugen – und worauf sollte man lieber verzichten?
Unsere Empfehlung sind heimische, standortgerechte Wildstauden, Blühsträucher und Gräser. Eigenschaften wie robust gegen Hitze und Trockenheit sowie resistent gegen Pilzkrankheiten und Schädlinge sind zu bevorzugen. Die richtige Pflanzenwahl fördert die Biodiversität.
Thema Sichtschutz: Welche Rolle spielen Zäune und Mauern? Welchen Mehrwert können sie bieten?
Zäune und Mauern strukturieren den Raum, geben Sicherheit und schaffen Rückzugsorte. Sie können aber weit mehr: Mit Pflanzen kombiniert, werden sie lebendig. Trockenmauern bieten Lebensraum für Kleintiere, ein Zaun mit Rankpflanzen verbindet Funktion und Ästhetik. Wichtig ist, dass sie sich harmonisch ins Gesamtbild einfügen – dann schaffen sie nicht nur Sichtschutz, sondern auch Atmosphäre.
Für Laien ist es nicht so einfach, sich im Garten-Dschungel zurechtzufinden. Welche Rolle spielt eine gute Beratung?
Eine gute Beratung ist wie ein Kompass im Grünen: Sie hilft, Prioritäten zu setzen, Fehler zu vermeiden und das Budget sinnvoll einzusetzen. Dabei geht es nicht nur um Gestaltung, sondern auch um Nutzungswünsche, Pflegeintensität und ökologische Aspekte. Wer sich gut beraten lässt, spart langfristig Zeit, Geld – und Nerven. Und das Beste: Ein Garten, der wirklich zu den Menschen passt, wächst mit ihnen mit.